Sektionstour „Streifzug durch die Engadiner Dolomiten"

Senda cunfin und Piz Sesvenna

03.08.2023

Am 23. Juni nachmittags um 16:30 Uhr startete eine ASM-Tour am Parkplatz bei Scuol im Engadin mit dem Aufstieg zur Chamonna Lischana. Auf einem sehr schönen Steig ging es gut 1000 Höhenmeter nordseitig rauf zur Hütte. Abgesehen von ein paar Murmeltieren waren wir vollkommen einsam. Rechtzeitig zum Nachtessen mit nur sechs weiteren Gästen sind wir dort eingetroffen – am Tag der Hüttenöffnung für die Sommersaison.

Im Kontrast zum Wetterbericht begrüßte uns am nächsten Morgen starker Wind, Nebel und Nieselregen. Kommentar der Hüttenwirtin zur Vorhersage „Das war mal wieder ein Griff ins Klo“. Wir sind trotzdem erstmal in Richtung Piz Lischana gestartet. Dieser hielt reichlich sumpfige Schneefelder für uns bereit, so dass wir am Vorgipfel beschlossen, auf die Wühlerei über den Grat und die letzten 50 Höhenmeter zu verzichten. Bei fünf Meter Sichtweite und Sturm wäre der Gipfel auch kein berauschendes Erlebnis geworden.

Zurück in der Fuorcla da Rims haben wir uns für den erlebnisreichen „senda cunfin“ in Richtung Sesvennahütte entschieden. Ein wunderschöner Höhenweg in einer Mondlandschaft immer knapp über bzw. unter der 3000 Meter Marke. Am Lajet da Lischana vorbei ging es halbwegs weglos aber markiert auf den Piz d‘Immez, weiter zur Fuorcla Cornet, auf den Piz Cristanas, Piz Rims und den Schadler bis zur Fuorcla Sesvenna. Das Wetter wurde zwar langsam besser, dennoch fühlte es sich dank einstelliger Temperaturen, Wind und Nebel stark nach Winterbergsteigen an. Zahllose Schneefelder mussten durchquert bzw. knietief durchwatet werden. Dementsprechend waren wir auch ganz allein unterwegs. Umso schöner waren anschließend die sonnigen Nachmittagsstunden im Liegestuhl an der Sesvennahütte in Südtirol. Charakter, Publikum und Flair sind hier völlig anders als auf der Schweizer Nordseite.

Am nächsten Morgen mussten zunächst die gut 750 Höhenmeter zurück in die Fuorcla Sesvenna aufgestiegen werden, um auf der anderen Seite in die Geröllhalden Richtung Piz Sesvenna zu starten. Dieser höchste Gipfel der „Engadiner Dolomiten“ war unser nächstes Ziel. Dank klarer Nacht war der hartgefrorene Schnee bestens mit Steigeisen begehbar. Über den Vadret da Sesvenna erreichten wir eine Scharte und stiegen in Blockkletterei weiter zum Gipfel mit traumhafter Aussicht.

Als Abstieg stand der lange Weg ins Val Sesvenna bis in den Weiler S-charl auf dem Programm. 1400 Höhenmeter, über 9 Kilometer und drei Stunden später konnten wir noch Kaffee und Kuchen genießen, bevor uns der Postbus (für knapp 10 Franken) wieder zurück zum Parkplatz gebracht hat. Eine wunderschöne und abwechslungsreiche Tour in der Grenzregion Engadin-Südtirol ging so zu Ende. Etwas schade war, dass nicht mehr ASMler/innen Zeit fanden und wir nur zu zweit unterwegs waren.